Kann Freiheit nicht simulieren
Kann Freiheit nicht simulieren
in Hannah Arendt Denkraum,
ehemalige Jüdische Mädchenschule, Berlin 2006
»Adib Fricke (The Word Company) entwickelte für die Ausstellung eine mehrteilige Textarbeit, für die er Textstücke zu zentralen Begriffen Arendts in Datenbanken mit verschiedenen Textkorpora recherchiert, diese später fragmentiert und in einem mehrstufigen Auswahlverfahren für seine Installation zusammenstellt hat. Ergebnis ist eine zufällige, zugleich an Arendt orientierte und doch subjektiv künstlerische Setzung und Formulierung.«
Ausstellungsankündigung
Die Ausstellung Hannah Arendt Denkraum ist ein experimentelles Kunstprojekt, bei dem dreizehn Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten (Installationen, Videos, bildnerischen Arbeiten und Skulpturen) den Neubeginn politischen Denkens erschließen, wie er in Hannah Arendts Werken erscheint.
Zum hundertsten Geburtstag der philosophischen Denkerin und deutschen Jüdin Hannah Arendt (1906 - 1975) am 14.Oktober 2006 wird in Berlin, der Stadt, aus der sie 1933 fliehen musste, eine Ausstellung realisiert, die Denken und Sprache Hannah Arendts würdigt und die Aktualität und Wechselwirkungen ihres literarischen, philosophischen und politischen Schaffens sichtbar macht.
In der politischen Theorie und in der Schreibwerkstatt Hannah Arendts existieren zentrale Begriffe, deren Bedeutung, Wirkung und Aktualität unübersehbar sind. Es sind dies Begriffe wie Arbeiten, Herstellen, Handeln, Denken, Verstehen und Lieben. Im Sinne Hannah Arendts verwendet, können sie auch heute dazu dienen, brennende Fragen angesichts der Krisen von Gesellschaft, Politik und Arbeitswirklichkeit zu erörtern.
Es mag vielleicht im ersten Moment ungewöhnlich erscheinen, dass sich bildende Künstlerinnen und Künstler mit einer Philosophin und Denkerin anlässlich ihres 100. Geburtstages beschäftigen und sich ihr dabei nicht biografisch, sondern mit den Mitteln und Ausdruckmöglichkeiten ihrer Kunst annähern. Hannah Arendts Denkbilder sind jedoch künstlerischen und literarischen Formen wahlverwandt. Sie dienen einem offenen, keinem System verpflichteten Denken. Hannah Arendt lehnte es ab, sich als Philosophin zu bezeichnen. Ihr Interesse galt der grundsätzlichen Fähigkeit aller, sich in einer Welt der Krisen und Umbrüche denkend und urteilend zu orientieren. »Denkbilder« waren für sie Mittel des Verstehens von Neuem.
In ihrem Denktagebuch notiert Hannah Arendt im August 1969: »Was Denken und Dichten verbindet, ist die Metapher. In der Philosophie nennt man Begriff, was in der Dichtung Metapher heißt. Das Denken schöpft aus dem Sichtbaren seine Begriffe, um das Unsichtbare zu bezeichnen.«
Arendts zentrale Themen wie »Totalitarismus«, »Krise der Arbeitsgesellschaft« oder »Die Banalität des Bösen« und »Urteilsfähigkeit« bearbeiten drängende Probleme der Gegenwart, wobei die ungewöhnliche Methode ihrer Annäherung Chancen für neue Fragen und Sichtweisen eröffnet.
Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler zeigen für den Denkraum entwickelte und ortsbezogene Kunstwerke und Installationen in Reflektion auf Hannah Arendt und die Aktualität ihres Denkens. ...
--Pressetext der Kuratoren Dr. Peter Funken und Dr. Wolfgang Heuer (Auszug)
Kann Freiheit nicht simulieren
Kunst in der taz
Die Intervention in der taz entstand in Zusammenarbeit mit Harald Fricke von der Kultur-Redaktion, er schrieb dazu:
»Kunst in der taz? Das ist zunächst eine Irritation. Ganz im Sinne Hannah Arendts, der großen Philosophin, die heute 100 Jahre alt geworden wäre und in deren Denken das Unerwartbare einen festen Platz hatte. Diese Idee wird nun fortgeführt: ... Adib Fricke hat mit seiner Arbeit ... für die taz ein Dutzend Textbilder entworfen, die der Sprache Arendts auf der Spur sind ... in Nachfolge der konkreten Poesie [sind] seine Arendt-Porträts in Textform entstanden. Sie werden auch als Wandinstallation in der Ausstellung Hannah Arendt Denkraum zu sehen sein.