Bloody Idioms
Bloody Idioms
Galerie Barbara Weiss, Berlin 1997
Pressemitteilung Galerie Barbara Weiss
The Word Company, die 1994 als fortdauerndes Projekt von Adib Fricke in Berlin begründet wurde, widmet sich der Herstellung und dem Vertrieb von bedeutungslosen Wortneuschöpfungen, sogenannten Protonymen, und von aus Wörtern bestehenden Einheiten, sloganartigen Verbindungen bestehender Wörter. Der Künstler ist Inhaber und einziger Geistesarbeiter des Unternehmens zugleich, mit und in dem er sein künstlerisches Ich als plurales, unternehmerisches Selbst präsentiert.
Protonyme wie MIPSEL, ONOMONO oder SMORP sind Wörter, so Fricke, die sich noch im Stadium der Unschuld befinden. Erst wenn sie in Umlauf geraten, können sie möglicherweise eine Bedeutung akquierieren und so ist Teil seiner Arbeit, sie zusammen mit seinen aus Wörtern bestehenden Einheiten wie z.B. »In Words We Trust«, »Protestantische Lust« oder »Every Word has its Day!« in die magischen Kanäle der kommunikativen Infrastrukturen einzuschleusen. Der allgemeine Worthandel, der Verkauf einer TWC-Arbeit als originäres künstlerisches Werk oder aber die Lizenzvergabe für die gewerbliche Nutzung eines Wortes ist in den »Allgemeinen Geschäftsbedingungen« von The Word Company geregelt - Frickes theoretischer Text, der in 26 Paragraphen von a bis z in einer knapp gehaltenen, juristischen Sprache geschrieben ist.
Die Aktivitäten von The Word Company - Fricke als TWC - wurden im In- und Ausland gezeigt: Als Galerieinstallationen z.B. 1994 in Berlin in der Galerie Anselm Dreher oder 1996 in Oslo in der Galleri Wang. Neben der Galeriearbeit, wo seine Arbeiten durch die »Aura der ästhetischen Neuheit« geschützt sind, ist Frickes Interesse auch die Präsentation seiner Wörter im außerästhetischen Umfeld der Alltagssprache. Aktionen und Projekte wie »Win A Word!« - The Word Lottery (Hamburg 1994/95), »Das neue Wort« - Magazin für neue Wörter (Kassel 1996) oder »Ready to Mean« - Kampagne für sechs Protonyme (Oslo 1996) sind Beipiele für das subtile Auftreten von TWC in der Öffentlichkeit.
Die nun unter dem Motto »Bloody Idioms« stattfindende Installation in der Galerie Barbara Weiss ist nicht nur eine auf »intellectual correctness« reduzierte Ausstellung, was häufig das Hauptmerkmal der Kunst ist, die der sprachlichorientierten Konzeptkunst folgte. Fricke, »der Worterfinder«, wie er in einem Artikel in Die Zeit (Nr. 36, 30.8.1996) genannt wurde, ist bei seinen In-situ-Arbeiten auch stark von einer »visuellen Korrektheit« geleitet, wenn er z.B. wie jetzt Wörter mit Farbe kombiniert. Die Wände der Galerie werden in diesem Ausstellungsprojekt zu Fläche und Träger zweier komplementärer Farben, Orange und Blau, auf denen Wörter in schwarzen und weißen Buchstaben zu lesen sind. In dem er in seiner Arbeit eine »sprachliche Umkehrung« macht und nun dabei die Tradition der monochromen Malerei aufgreift und mit einbezieht, vollzieht Adib Fricke gleichzeitig auch in der Tradition der »Versprachlichung der Kunst« eine »visuelle Umkehrung«.
—Bojana Pejic
➚ Galerie Barbara Weiss, 15. März bis 26. April 1997